„Dieser Bericht stammt aus den Monaten Januar, Februar, März und April 2020. Wie Sie wissen, befinden wir uns in unserer dritten Ausbildungsrunde. In dieser Periode haben wir 15 neue Studentinnen davon 10 Studentinnen in der Teppichwerkstatt. Zusammen haben wir wieder 25 Auszubildende.
Von diesen Studentinnen kommen 13 aus weit entfernt liegenden Dörfern. Sie leben in sehr armen Familien und ihre Häuser sind eher provisorische Hütten. Sie haben kein Geld für den Transport zum Ausbildungszentrum. Deshalb werden sie mit einem Auto abgeholt und wieder nach Hause gebracht.

Die Schülerinnen lernen nicht nur, Teppiche zu knüpfen und zu weben, sondern besuchen auch die Kurse für Gesundheitsvorsorge, Rechtsberatung und Alphabetisierung.

Die Regierung des Distrikts Nejrab forderte uns auf, Webstühle für die Ausgelernte zu kaufen. Die diese neue Maßnahme, ermöglicht die Schülerinnen, die keine Möglichkeit haben in unserer Teppichwerkstatt (Studio) zu arbeiten, zu Hause Teppiche herstellen und so Geld verdienen zu können.
Also kauften wir 5 Webstühle für unsere Absolventinnen und brachten die Stühle in ihre Häuser.
Gleichzeitig beauftragten wir einen unserer Lehrer, sie beim Weben und Knüpfen ihrer Teppiche zu unterstützen.

Obwohl die Schülerinnen keine geeigneten Räume haben, um einen Webstuhl aufzustellen, machten sie es möglich, sich jeweils zu 4 Schülerinnen in einem Haus zu versammeln, um ihre Arbeit fortzusetzen und zwar in den Dörfern: Dogh Abad, Shafi Kheel, Tarware und Dedaka Khel. Hier kontrollieren wir ständig ihre Arbeit und ihre Fortschritte. Unsere Schülerinnen freuen sich sehr über die Webstühle in ihren Häusern.

Von Januar bis April haben unsere Studiomitglieder 2 Teppiche fertiggestellt und neue angefangen, auch unsere neuen Studentinnen haben schon 2 Teppiche fertiggestellt, von denen einer die Landkarte von Afghanistan darstellt.

„Vor einiger Zeit kamen viele Sicherheitskräfte in unser Büro und sagten uns, dass sie wüßten, dass Männer mit Waffen in unserem ALS-Büro sind. Wir widersprachen energisch und gingen mit diesem Vorwurf zum Bezirksvorsteher von Nejrab und diskutierten mit ihm. Wir äußerten die Vermutung, dass vielleicht jemand unsere Arbeit zerstören will.
Wir trafen uns auch mit den Eltern unserer Schülerinnen und sprachen über verschiedene Dinge, z.B. wie unsere Schülerinnen mit Hilfe ihrer Familien in Zukunft individuell arbeiten können.
Wir nehmen schon seit mehreren Jahren regelmäßig an den Treffen teil, die von den Regierungsbeamten der Provinz Kapisa für die Mitglieder der hier arbeitenden NGOs durchgeführt werden. Das ist für unsere Beziehungen zur Regierung sehr vorteilhaft.

Am 19-02-2020 hatten wir einige Vertreter vom Frauenministerium und vom Ministerium für Arbeit und Soziales bei uns zu Gast. Sie überprüften unsere Arbeit wie z.B. die Lehrpläne für die Teppichherstellung aber auch die der einzelnen Kurse. Sie fuhren ebenso in die Dörfer und kontrollierten auch dort die Webstühle und die Arbeiten der Studentinnen.

Diese Vertreter und einige andere Beamte aus dem Distrikt Nejrab übermittelten uns ihre volle Zufriedenheit und ermutigten uns, mit unserer Arbeit fortzufahren.

Zu Beginn der Frühjahrssaison haben wir begonnen, etwas Landwirtschaft zu betreiben, damit wir für unsere Schülerinnen auch in diesem Jahr genug Lebensmittel bereitstellen können.

Nejrab ist ein Bezirk mit fast 150.000 Einwohnern, wobei die Zahl der Frauen etwas höher ist als die der Männer. Die meisten Frauen, die in Nejrab leben, sind Analphabetinnen und einige ihrer Ehemänner und Söhne sind drogensüchtig.

Viele Männer dieses Distrikts schließen sich den regierungstreuen Streitkräften an. Sehr oft werden sie so schnell zu Invaliden oder sie sterben. Erst neulich wurden 7 Männer eines Dorfes in Nejrab – namens Geyawa – von den Taliban getötet.

Heutzutage ist die Verbreitung des Covid-19-Virus ein weiteres Problem für die Menschen in Afghanistan und Nejrab. Ein positiver Fall wurde in der Provinz Kapisa bestätigt. Wir beachten zwar alle Gesundheitsvorschriften, aber einige Familien unserer Schülerinnen erlauben ihren Mädchen nicht mehr, am Unterricht teilzunehmen.

Diese vielen Probleme lassen die Menschen verzweifeln. Aber wir versuchen unser Bestes, um die Moral unserer Schülerinnen und ihrer Familien zu verbessern. In dieser besonders schlechten wirtschaftlichen und gesundheitlichen Situation Afghanistans sind wir immer dankbar für Ihre Hilfe und Unterstützung. 

Beste Grüße,

Qodsea Ahmadi, Projektmanagerin von Nejrab“

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