Liebe Elke,
vor einigen Tagen, fragtest Du wie sich die Lage in Kabul und in Afghanistan entwickelt. Leider sind meine Nachrichten nicht gut. Jetzt haben die Menschen in Afghanistan mehr Angst und Sorgen vor den Kämpfern des IS als vor den Taliban.
Mittlerweile ist der IS in 25 Provinzen Afghanistans. Hunderte von Schulen in den Provinzen sind geschlossen und die Kinder, vor allem die Mädchen, werden von der Bildung ferngehalten.
Den Menschen, die in die Provinzen reisen, wird das Geld gestohlen oder sie werden sogar getötet.
In Kabul werden wir jeden Tag Zeuge von einem Selbstmordanschlag, der vielen Menschen den Tod bringt.
Armut und Arbeitslosigkeit ist ein weiteres großes Problem der Menschen, das sich von Tag zu Tag verschärft.
Gerade eben höre ich eine aktuelle Nachricht von einem tödlichen Auto-Selbstmordanschlag in einem Sportstadion in der Provinz Paktia. 60 Toten und Verwundeten.
Hier ist das Leben für niemanden sicher, nicht das der Polizisten oder der staatliche Mitarbeiter, auch nicht das der Athleten, oder der normalen Bevölkerung oder der Kinder.
Heute verkaufen immer mehr Menschen ihre Häuser und wertvolle Dinge, um die Reise nach Europa anzutreten, die sie über gefährliche Wege und durch Ozeane führt.
Die Jugend hat die Hoffnung verloren, am Ende ihrer Ausbildung noch am Leben zu sein. Aus diesem Grund verlassen viele die Universitäten und ziehen es vor, Afghanistan den Rücken zu kehren – auch wenn das so viele Probleme mit sich bringt.
Wir versuchen, so normal wie möglich weiterzuarbeiten.
Liebe Grüße, Madina