Neues NAZO-Ausbildungszentrum in Nejrab, neuer Schneiderkurs in Achmad Schah Baba Mina.
Liebe Afghanistan-Interessierte,
in der letzten Info, berichtet ich über die Übergabe der Solarlampen im Gebiet Nejrab, heute soll es um die AUSBILDUNG gehen. (Siehe Info vom Dezember 2014)
A.1) 75 Frauen werden innerhalb der nächsten 3 Jahre in der Provinz Kapiza (Region Nejrab) zu Schneiderinnen ausgebildet. Die NAZO-Frauen haben jetzt schon länger als 10 Jahre Erfahrungen im Aufbau von NAZO-Ausbildungszentren. Alle Arbeiten gehen schneller voran, können reibungsloser erledigt werden, wie z.B.: Das Einverständnis der Entscheidungsträger einzuholen, das geeignete Haus zu finden und zu renovieren, die Schülerinnen auszusuchen, die qualifizierte Lehrer einzustellen, usw. Die Schülerinnen lernen dann auch schneller und kommen zu besseren Ergebnissen. So schrieb Madina, die Projektleiterin in Nejrab, am 07.05.2015 in ihrem Bericht:
Marina, die Geschäftsführerin von Gesamt-NAZO, schrieb in ihrer Mail vom 14.05., dass die schwedische Organisation „mercy“ wieder in allen NAZO-Zentren die Gesundheits-Kurse übernimmt. In Nejrab war es schwierig einen Arzt (oder eine Ärztin) zu finden, der einen solchen Kurs geben kann.
Dieses Projekt wird hier dokumentiert:
A.2) 32 Frauen erlernen zurzeit in Achmad Schah Baba Mina den Beruf der Schneiderin. Diese 32 Schülerinnen bilden wir – NAZO-Deutschland e.V. – nur mit Ihren Spendengeldern aus.
Da die Schülerinnen bis zu unserer Ankunft noch keine Nähmaschinen hatten, begannen sie mit ihrer Lehrerin Leila am 21.03.2015 mit Strick- Häkel- und Stickarbeiten.
Wir bewilligten den Kauf von 32 einfachen Lern-Nähmaschinen. (Kosten pro Maschine ca. 30 Euros ) Diese dürfen die Schülerinnen, nach Ausbildungsende und bestandenem Examen mit nach Hause nehmen – sie sind für die meisten die Basis ihrer Selbständigkeit.
Viele ehemalige Schülerinnen schließen sich jedoch zu NAZO-Werkstätten zusammen und arbeiten gemeinsam in den Räumen der NAZO-Zentren weiter. Davon mehr in der nächsten Info.
Jedes mal wenn ich aus Afghanistan zurückkehre, muss ich an die Worte meiner Freundin Hafiza denken, die 2010 in meinem Film „Überleben in Kabul“ sagt:
In einem Land zu leben, in dem Attentate, Entführungen, ja Krieg seit mehr als 35 Jahre zum Alltag gehören, sind „unsere“ NAZO-Frauen nur zu bewundern. Bis heute glauben sie an eine bessere Zukunft und setzen all ihre Kräfte ein, um diese Wirklichkeit werden zu lassen. Hier nur ein kleines Beispiel:
Die Frauen kommen jeden Morgen um 8:00 Uhr zum Unterricht. Dann haben sie ihre morgendliche Hausarbeit bereits erledigt und sind schon etwa eine Stunden unterwegs: Zuerst mit verschiedenen Mini-Bussen bis zu der Stelle, an dem die befahrbaren Straßen enden. Danach, müssen sie noch etwa 20/25 Minuten zu Fuß über eine Sand-, Geröll-, Lehm-Fläche gehen, die sich bei Regen oder Schnee schnell in Schlamm verwandelt – bis sie endlich das NAZO-Zentrum in Achmad Schah Baba Mina erreichen.
Wir hatten seinerzeit dem Versprechen des Bezirksvorstehers vertraut, dass das Neubaugebiet, in dem das NAZO-Zentrum gebaut wurde, innerhalb eines Jahres an das Straßennetzt angeschlossen wäre. Leider gibt es bis heute diese Straßen nicht.
Schließlich schlossen sich die Nachbarn zusammen, brachten ca. 8000 US$ auf und schafften es mit vereinten Kräften, wenigsten ein begehbares, holperiges Terrain anzulegen.
Ich erwähne das, weil es in Afghanistan neben den ständigen Bedrohungen krimineller und/oder politischer Überfälle noch sehr viele andere Schwierigkeiten gibt, von denen wir uns gar keine Vorstellungen machen.
Mit freundlichen Grüßen,
Elke Jonigkeit-Kaminski