Jahresbericht aus Kabul 2014, Übersetzung
Dezember 1, 2014
Zunächst herzliche Grüße von ALS an Nazo Deutschland.
Bericht von Nazo für das Jahr 2014.
Zu Anfang des Jahres lief noch unser 3 jähriges Ausbildungs-Projekt und erfahrene Lehrkräfte unterrichteten. Obwohl die Frauen noch in der Ausbildung waren, stellten sie schon sehr gute Produkte her. In der Lederabteilung hatten wir einen sehr guten Lehrer, der in kurzer Zeit die Frauen zu guten Leder-Designerinnen ausbildete.
Zum Abschluss der Ausbildung händigten wir unseren Schülerinnen die Zeugnisse aus.
Einige der Ausgebildeten arbeiten jetzt in der Werkstatt des Nazo Zentrums, andere verließen uns und arbeiten nun von zu Hause aus.
In der Lederverarbeitung sind jetzt 11 Schülerinnen tätig. Die Werkstatt wird von Marwa, der besten ehemaligen Schülerin geleitet. Diese Frauen haben viele Erfahrungen sammeln können und gute Kenntnisse über den Einkauf und die Qualität des Leders erworben. Die Taschen haben ein schickes Design und werden in einem Geschäft in Kabul-City ausgestellt und verkauft, einige auch in Mazar-e-Sharif.
Im Bereich Schmuck entstehen mit Hilfe von Rahima und Gulzia verschiedene Ketten-Kombinationen in Silber und Steinen, aber auch weiterhin die turkmenische Ketten.
Da unser Zentrum leider nur schwer erreichbar ist, haben wir nicht so viele Kunden, meistens sind es Verwandte von Mitarbeitern des Zentrums.
Im Jahr 2014 bestellte Frau Siller aus Berlin bei uns einige Male Schmuck. Wir mussten die Ware über Pakistan nach Deutschland schicken. Das ist für uns sehr umständlich und teuer – aber bisher haben wir keine Möglichkeit gefunden, direkt von Afghanistan aus, die Waren zu Euch nach Deutschland zu schicken.
Da der Verkauf nicht so gut läuft wie in den vorangegangenen Jahren, haben wir viele fertige Produkte, wie Taschen, Ketten, Stickereien und Kleidung gelagert. Hier liegt also auch unser Geld fest.
Wenn wir eine Verkaufsmöglichkeit im Zentrum von Kabul hätten, könnten wir viel verkaufen.
Trotzdem ist die Arbeitsmoral der Frauen sehr hoch und alle haben Hoffnungen, dass es in naher Zukunft besser läuft.
In den anderen Jahren (vor 2014) hatten wir Ausstellungen, in denen wir viel verkaufen konnten. Im Jahr 2014 hatten wir keine einzige Ausstellung. Es gab zwar die Möglichkeit – sogenannte „Handwerksausstellungen“ – aber die dafür aufzubringenden Kosten waren für Nazo zu hoch.
Wir bemühen uns, für Nazo ein Geschäft in guter Lage zu eröffnen.
Aber in letzter Zeit hat sich die Sicherheitslage in Kabul sehr verschlechtert. Wir hoffen, dass die Abgeordneten schnell gewählt werden und dadurch eine gewisse Ruhe einkehrt.
Die Frauen der Schneiderwerkstatt haben zuerst versucht, Aufträge aus verschiedenen Stadtvierteln zu sammeln und dann in Achmad Schah Baba Mina zu verarbeiten. Der Zeitaufwand und die Fahrtkosten waren hoch – und so wurde nicht genug verdient.
Für die normalen Kunden ist der Weg zum Zentrum zu weit, zumal es auch keine Verkehrsmittel gibt.
Eine unserer Schülerinnen, Fauzia, sagt, dass sie zu Hause arbeitet und bis 10.000 AFN (ca. 150 €) verdient. Der Weg zu Nazo ist ihr zu weit und auch ihre Kunden würden nicht dorthin kommen.
Die Schülerin Zarin sagt: „Ich arbeite mit meiner Schwester zusammen und wir können jetzt die Miete für das Haus bezahlen und unseren Vater im Haushalt unterstützen“.
Die Arbeit von Nazo Kabul mit Hilfe von Nazo Deutschland unterstützt viele Familien und bereitet somit der Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Gesellschaft den Weg.
Wenn auch die Schneiderinnen im Achmad Schah Baba Mina (noch) keine Werkstatt haben, so entstehen jedoch in den Haushalten unserer ausgebildeten Frauen private Werkstätten, die eine sichere Einnahmequelle für diese Frauen und ihre Familien bedeuten.
In Kart-e-nau, das leichter zu erreichen ist, haben wir eine Schneiderwerkstatt. Sie wurde von Palwascha, einer ehemaligen Schülerin, und einigen anderen guten Schülerinnen aufgebaut.
Während der gesamten Ausbildung haben wir parallel zur Berufsausbildung Kurse zum Thema Gesundheits- und Rechtsberatung aber auch Alphabetisierungskurse angeboten. Die Kurse zum Thema „Gesundheit“, unterteilen sich in theoretische und praktische Teile. Sie wurden von der Organisation „Operation Mercy“ durchgeführt. Diese Kurse haben vielen Frauen sehr geholfen. Es wurden nicht nur Nazo-Frauen unterrichtet sondern auch Frauen aus anderen Stadtviertel, bzw. Ortschaften.
Für die Alphabetisierungskurse konnten wir junge Abiturienten gewinnen, die die Eingangsprüfung zur Uni nicht bestanden hatten. Auch Najeela unterrichtet jetzt täglich eine Stunde einen Alphabetisierungskurs.
Anfang 2014 gab es die Wahlen in Afghanistan. Wir hatten in alle 3 NAZO-Zentren Leute von der Wahlkommission eingeladen, um den Frauen die Wichtigkeit der Wahlen zu erklären. Viele von ihnen gingen danach zur Wahl, ebenfalls die Frauen aus NAZO-Kamari.
In den Dörfern, besonders in Kamari, sind die Frauen sehr interessiert an Kursen über Viehhaltung und Hühnerfarmen, vielleicht sogar an einer Möglichkeit, das jetzige Zentrum als Hühnerfarm zu nutzen.
Kamari ist ein sehr interessantes Dorf, weder groß noch klein. Die Bewohner unterstützen ihre Frauen und Töchter. Deswegen haben viele Mädchen von dort das Abitur geschafft. Aber aufgrund finanzieller Probleme können sie die Kosten für die Universität nicht aufbringen.
Aus unserer 1. Schneider-Runde in Kamari haben es zwei Abiturientinnen geschafft, mit Schneiderei, die sie bei uns lernten, soviel Geld zu verdienen, dass sie die Kosten für die Universität aufbringen können. Dafür bedanken sich diese jungen Frauen besonders herzlich bei Nazo Deutschland.
Durch unsere Berufsangebote wird es möglich, dass junge Frauen ihr Haus verlassen können und sich damit ihr Horizont erweitert. Vor allem in Achmad Schah Baba Mina war es für die Frauen sehr schwer, von zu Hause raus zu kommen – dort leben ja vorwiegend Pashtunen.
Jetzt kommen sie ins NAZO-Zentrum, um zu arbeiten und dafür zu kämpfen, dass ihre Töchter zur Schule gehen können. Einige Frauen unterstützen mit ihren eigenen Einnahmen ihre Töchter und haben so einen wichtigeren Platz in der Gemeinschaft eingenommen. In diesem Ergebnis sehen wir – das Nazo-Team – eine sehr positive Entwicklung.
Die Mannschaft von Nazo Kabul bedankt sich für die Unterstützung von Nazo Deutschland. Nazo Deutschland hat uns immer bei der Durchsetzung und Finanzierung all unserer Vorhaben sehr geholfen. So kann sich auch Nazo Deutschland in seiner erfolgreichen Arbeit bestätigt fühlen.
Mit freundlichen Grüßen
Marina Niazi