Der Beruf Schmuckdesigner ist in der afghanischen Gesellschaft hoch angesehen und garantiert ökonomische Selbstständigkeit. Schmuckdesign ist sehr anspruchsvoll und erfordert bestimmte Begabungen.

Zwei Künste verschmolzen zu einer Tradition

Traditionell besteht dieser Berufszweig aus zwei Handwerksberufen: Gold/Silberschmiedekunst und Steinschleiferei. Im NAZO-Zentrum unterrichten daher ein Silberschmied und ein Steinschleifer. Die Schülerinnen lernen alles Wichtige rund um die Edelsteine Afghanistans und deren Verarbeitung zu Schmuck, aber auch zu Gürteln, Taschen, Wandbehängen etc.

Pionierinnen in Afghanistan

Unsere Schülerinnen sind die ersten Schmuckdesignerinnen in Afghanistan. Sie kombinieren ihren Silberschmuck mit leuchtenden Steinen: tiefblauem afghanischen Lapiz Lazuli; blaugrünem iranischen Türkis; braunrotem Karneol, flaschengrünem Serpentin, ebenholzschwarzem Onyx etc. Von Frauen aus Nordafghanistan haben sie gelernt, Perlenketten herzustellen. Bis heute wurden 45 Schmuckdesignerinnen ausgebildet.

Wissenswertes zum Projekt

Hintergrund:

Schmuck ist in Afghanistan auch heute noch der einzige Besitz, der den Frauen anstandslos zugestanden wird. Er fungiert als Absicherung gegen die Unberechenbarkeit des Lebens, wie z. B. wirtschaftlicher Ruin, Scheidung, Alter usw.

Mit der Hochzeit verlässt die Frau ihre Familie und wird Mitglied einer neuen Familie, der ihres Ehemannes. Von ihrer Ursprungsfamilie kann sie nun nichts mehr erwarten.

Damit die Braut nicht „unwürdig“ ins Haus ihres Ehemannes übersiedelt, wird vor der Eheschließung über diese „Würde“ verhandelt. Der zukünftige Ehemann muss nicht nur die Hochzeit bezahlen, sondern seiner Braut auch Geschenke machen – kostbare Geschenke, die vorher zwischen beiden Familien ausgehandelt werden. Ein Großteil dieser Brautgeschenke besteht aus Schmuck. Er ist ihr Besitz, über den sie allein verfügen kann. In Notzeiten hat er manch einer Familie das Überleben ermöglicht.

Besonderheiten:

Traditionell hat ein Meister max. 3 Gesellen, fast immer sind es seine eigenen Kinder oder deren Cousins. Ganz selten kommt es vor, dass er einen Fremden als Lehrling annimmt. Diese Schüler arbeiten bis zu 10 Jahre beim Meister und übernehmen damit seine Kunstfertigkeit. In der Regel unterrichtet er seine Schüler nicht. Der Schüler muss sich das Wissen und die Erfahrungen von seinem Meister „abschauen“.

Der Meister hat eine Abneigung, dem Schüler sein Können zu vermitteln. Sein Neid gegenüber den Schülern hat in Afghanistan eine lange Geschichte und wird inzwischen als Gegebenheit akzeptiert. Dieser Neid geht manchmal so weit, dass der Meister gar keinen Schüler aufnimmt.
Vor diesem Hintergrund war es sehr schwer, Lehrer für die Schmuckabteilung zu verpflichten. Dazu kam noch die Tatsache, dass es sich bei den Schülern um Frauen handelte.

Lage: NAZO-Zentrum in Ahmad Shah Baba Mena, Kabul

Zeitraum: 2011-2014

Auszubildende: 30

Werkstatt: 11 ehemalige Schülerinnen + Lehrlinge

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